4 Tage Betonkanu-Regatta

Vier Tage Betonkanu-Regatta. Ein Event, für das wir gute neun Monate geschuftet haben. Neun Monate, wo wir als Team zusammengewachsen sind. Hier folgt ein etwas persönlicherer und weniger offizieller Bericht über die Betonkanu Regatta in Brandenburg an der Havel auf dem schönsten Regatta Gelände Deutschlands im Juni 2022!

 

Mittwochmittag wurde die Soundbox vom Sandkasten geholt, dann ging es zum Kanuverein für das letzte Training. Die Wende stand auf dem Trainingsplan, ein kleines Wettrennen und die Verabschiedung unserer Probekanus Haidi in den Ruhestand. Die Wende hatte später auf der Regatta auch wunderbar funktioniert, aber alles zu seiner Zeit. Im Anschluss wurde noch bis spät in den Abend in den Transporter und Anhänger eingeladen.

 

Dann war es so weit! Der erste Tag der Betonkanu Regatta. Morgens versammelten wir uns in fast vollständiger Besetzung am Institut. Die letzten Sachen wurden eingepackt, mit Bandik und Owe kamen die T-Shirts und Sponsoren-Aufkleber für das Boot an, dann ging es auch schon los. Am Gelände kamen Zoe und Bjarne als erstes an, etwas verloren aber mit dem Blick für den besten Stellplatz. Nach und nach trudelten die anderen Teammitglieder an. Mit vereinten Kräften wurden die Pavillons, Zelte und der Stand aufgebaut. Dabei war es hilfreich, dass zumindest einer wusste, wie die Stangen des Pavillons zusammengesteckt werden müssen. Mit der Planung des Standes hatten Fine, Rasmus und Barbara bereits zwei Wochen vorher begonnen und nun konnten die kleinen Details in die Tat umgesetzt werden. Zwar musste teils etwas improvisiert werden, das fehlende Werkzeug von den Hannoveranern geliehen werden und Rasmus Schultern halfen tatkräftig mit, um die nötige Höhe zu erreichen, aber am Ende war das Team sehr zufrieden. Zeitgleich betonierten das Team am Stand neben uns noch ihr zweites Boot, dem Team aus Konstanz ging das erste Kanu zu Bruch und die Hannoveraner mussten die Farbe von ihrem Kanu wieder abschleifen.

Den ersten Abend lassen wir gemeinsam Ausklingen am Grill, bis mit der kommenden Dunkelheit von den verschiedenen Zeltplätzen die Musik her zu uns rüber schallt und auch unsere Boxen und Lichter angehen. Empfangen wurden wir von unseren Zeltnachbarn aus Ungarn mit Schnaps und Wein. Zu unserem Glück belassen wir es bei kleinen Probier-Schlucke! Zudem lernen wir Felix kennen (am Ende der vier Tage gibt es niemanden, der ihn nicht kennt) und besuchen die Studierenden aus Konstanz und deren Fassbier von der selbstgebauten Holztheke. Den Kasslern gehen im Laufe der Nacht die Baustrahler kaputt, weswegen sie die restlichen Abende im romantischen Licht ihren mitgebrachten ~100 Teelichter verbringen. Bei uns wurde neben dem Trichter auch das Klebeband zum Biertrinken rausgeholt. Auch mussten die klassischen Spiele wie Bier Pong und Flunkyball nicht lange warten. Am Ende war es ein schöner geselliger erster Abend, an dem leidenschaftlich getanzt wurde zu unser gut 20h langen Playlist, bis um halb 1 Uhr nachts von der Security die Musik ausgemacht wurde.

Teilgenommen haben an der Regatta bei Sonnenschein und über 20 Grad rund 30 Institutionen mit 45 Rennkanus aus Beton. An den Rennen teilgenommen haben um die 80 Teams aus Deutschland, Österreich, Polen, Niederlande, Ungarn und der Türkei. In der offenen Klasse haben acht Boote ihre Kreativität präsentiert.      

 

Am Freitagmorgen wurden zunächst die leeren Kästen Bier gezählt. Gut die Hälfte war bereits leer getrunken worden. Gemeinsam frühstückten wir die Brötchen, welche David und Hannah in aller Frühe geholt hatten und rekonstruierten die vergangene Nacht, von der manchen ein paar Erinnerungen fehlten. Anschließend erhielt der Präsentationsstand seinen letzten Feinschliff und die Boote wurden zum Wiegen gebracht. Mit gerade mal 56,7kg bei Haiko und 58,9kg bei Haike gehörten unsere Boote mit zu den leichtesten fünf Booten. Dennoch war es uns wichtig, unsere Boote mit genauso vielen Leuten zu tragen wie die anderen Teams, deren Boote weit über hundert Kilo wogen. Sicher ist sicher!

 

Es folgten das Gruppenfoto mit Friedrich im Haikostüm (eine mehrheitliche Entscheidung) und einer Taufe der Boote mit emotionaler Rede (oder war das erst später am Tag gewesen?). In der Frühe tauchten auch gleich die Jurys bei unserem Stand auf. Ihre Aufgabe war es, unsere Leistungen in den Bereichen der Konstruktion, Nachhaltigkeit, der offenen Klasse und der Gestaltung zu bewerten. Daher gaben Jens, Friedrich, Lawrence Lukas Jannis Rasmus und Mohammed alles, als sie unsere Arbeit präsentierten. Besonders die Nachhaltigkeit unserer Betonrezeptur wurde anschaulich mithilfe der Plakate erklärt und hätte eigentlich (Aussage von Jens) den ersten Platz verdient. Schließlich wurde beim Bau eines Kanus nur so wenig CO² produziert wie bei der Fahrt mit einem Kleinwagen auf 60 km (oder so ähnlich). Anschließend wanderten wir über die riesige Rasenfläche und tauschten uns mit den anderen Studierenden aus. Neugierig ließen wir uns deren Konzepte erklären und erfuhren, wie viele Creditpoints man an anderen Unis doch für die Teilnahme an der Betonkanu Regatta erhalten kann.

 

 

 

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Das Highlight aller Vegetarier war das Mittagessen, wo sie die Wahl zwischen Reis, Kartoffeln, Nudeln und Kartoffelbrei und Möhren hatten. Nun gut, es gab auch Salat und einen Jogurt zum Nachtisch. Nicht viel später stieg die Stimmung wieder, als wir grüppchenweise in das angenehm warme Wassers des Sees sprangen und schwammen. Im Nachgang wurden vor unserm Präsentationsstand die Handtücher ausgebreitet und sich gesonnt. Um einen Sonnenstich zu vermeiden, dienten unsere T-Shirts mit den in der Sonne glitzernden Haien als Sonnenschutz. Ausgeruht ging es dann am späten Nachmittag für unsere zwei Wettkampfkanus das erste Mal aufs Wasser. Und sie schwammen! Welch ein Erfolg! Jens verewigte die ersten Probefahrten mehr oder minder erfolgreich mit seiner Drohne. Und während die Paddlerinnen und Paddler die Paddeltechnik übten und auf der Regattastrecke trainierten, genossen die anderen Teammitglieder eine weitere Badeeinheit.   

 

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Kaum dass man sich versah, war es bereits abends. Auch wenn wir davon überzeugt waren, dass Unsere die schönsten T-Shirts waren, konnten wir die Jury nicht davon überzeugen. Nach einem Abendessen mit Fleisch auf dem Grill durften die Top 10 des T-Shirt Wettbewerbs mit einer Performance ihr T-Shirt bewerben. Von eine Lied, über ein Wetttrinken bis hin zu einem Stierkampf war alles mit dabei. Auch ein Moderator mit kritischem Humor, der uns nur den Kopfschütteln ließ, war mit am Start. Gewonnen hatte letztendlich das Team aus Potsdam, welche einen Pelikan händisch auf jedes einzelne T-Shirt gestempelt hatten.

 

Vor der Bühne gab es bis Mitternacht Musik und im Scheinwerfer wurde hemmungslos getanzt. Im Anschluss stieg die beste Party in unserem Zelt. Wir waren die Anlaufstelle Nr. 1 des Abends und wurden am kommenden Tag noch mehrfach auf die Party angesprochen. Aber das ist eine andere Geschichte, die an späterer Stelle folgen wird.

 

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Erneut erklang nach einer viel zu kurzen Nacht die Aufstehmusik aus dem Pavillon. Gemeinsam ging es noch vor dem Frühstück ans Boote tragen. Nachdem diese Nahe der Regattastrecke ihren neuen Lageplatz gefunden hatte, ging es schnell zum Frühstück und dann war es für die zwei Damenteams bereits Zeit aufs Wasser zu gehen. Mit 2 Minuten und 9 Sekunden auf die 200 Metern Strecke setzen sich Fine und Barbara als Gruppenerste durch und kamen eine Runde weiter. Auch Ida und Lilli haben sich als Gruppendritte für die zweite Runde qualifiziert. Durch ihre schnelle Zeit von gerade mal 2 Minuten und 13 Sekunden konnten sie sich als zeitschnellste Drittplatzierte gegen die anderen Teams durchsetzen, ohne vorher gemeinsam trainiert zu haben. Gute zwei Stunden später schafften es die beiden Herrenteams mit Bjarne und Lukas (2 Minuten und 4 Sekunden) sowie Lawrence und Rasmus (2 Minuten und 9 Sekunden) in die zweite Runde. Unter lautem Anfeuern (Mohammed war beeindruckt wie laut Ida mit dem Megafon rufen kann) unterstützen wir unsere Teams vom Ufer aus:

 

„Hai“ “ko“

 „Hai“ “ke“

 „TU“ „Braunschweig“  

 „Zieh!“.

 

Mit den Haiflossen auf dem Rücken sammelten wir zudem auch die Sympathien von den anderen Teams. Ohne viel Pause ging es in die zweite Runde, wo es leider keine unserer Teams schaffte, sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen!

 

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Nach den zweiten Rennen musste es schnell gehen, denn die offene Klasse stand an und Haiko fehlten noch sein Haikopf und die Flosse hinten. Mit vereinten Händen vom Steg, aus dem Boot und vom Wasser aus wurden die gedruckten Hai-Teile auf dem Boot festgeschnürt. Nach Uneinigkeiten, wer denn paddeln durfte, schlüpfte Fine in das Haikostüm und schon ging es für sie und Barbara zurück ins Wasser. Immer wieder schwappten dem Hai die Wellen ins Maul, während es zurück auf die Rennstrecke vor der Tribüne ging. Dort hatten sich bereits die anderen Boote der offenen Klasse versammelt und präsentierten sich dem Publikum. Besonderes Aufsehen regte die Konstruktion der Hannoveraner, welche eine Pferdekutsche mit zwei Zugpferden gebaut hatten. Ein gut drei Tonnen schweres Bauwerk, welches am Donnerstag und Freitag noch in stundenlanger Arbeit zusammengebaut worden war. Dafür stimmte am Ende jedes kleinste Detail und ein aus Beton gedrucktes Horn rundete deren Auftritt ab.

 

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Nach dem Auftritt der offenen Klasse konnte in der verbleibenden Zeit bis zum Halbfinale und Finale der Stand abgebaut werden. Mit etwas mehr Übung als beim Aufbau und Einladen am Mittwoch fanden die einzelnen Elemente ihren Weg zurück in den Transporter und Pferdeanhänger. Zeit zur Entspannung blieb dennoch keine mehr.

 

Im Halbfinale kenterte sich das erste Teams, schnell war allerdings auch das Boot des DLRG zur Stelle. Schnell wurde ein Foto gemacht, dann wurden die beiden Paddler und das Kanu geborgen und von der Strecke abtransportiert. Im Finale der Frauen konnte sich das Team von Rieke (Weimar) den zweiten Platz sichern. Im Nachgang beim Finale der Männer feuerte Lukas seine ehemaligen Kollegen aus Weimar kräftig vom Wasser aus an. Den Doppelsieg konnten sich die Paddlerinnen und Paddler aus Leipzig erkämpfen!

 

Zur Erleichterung aller konnte sich in der folgenden Pause bis zur Siegerehrung erholt werden. Die beliebten Campingstühle waren schnell besetzt und ein Teil der Gruppe machte sich zum Baden und Duschen auf. Geschlossen ging es dann zur bereits gut gefüllten Tribüne. Und dann fiel auch schon unser Name! Im Wettbewerb „Konstruktion“ haben wir den 6. Platz belegt und in dem Wettbewerb der „offenen Klasse“ hatte es mit unserem Haikopf für den 5. Platz reicht. Zufrieden mit unserer Leistung genossen wir die Siegehrung, jubelten gemeinsam mit den anderen Unis, wenn die ihre verdienten erfolge feierten. Auch wenn Jens bei der Entscheidung für den Nachhaltigkeitspreis nicht mit gehen konnte. Das leichteste Kanu wog gerade mal 27 kg. Und unter fragwürdigen Aufforderungen der Moderation platzierten sich die Siegerinnen und Sieger auf dem Podest und wurden von Alex und dem Vorsitzenden der Regatta beglückwünscht.

 

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Kurze Zeit später der große Schrecken! Die Veranstaltung war offiziell beendet und wir wurden nur noch geduldet. Entsprechend konnten die Rechtsanwalts-Nachbarn der Regattastrecke die Regattastätte und die Stadt verklagen, sollten wir auch nur bei geringer Lautstärke Musik abspielen. Die große letzte Party, von der wir alle geträumt hatte, war undenkbar. Mal mehr, mal weniger gut wurde der Gedanke akzeptiert, dass wir im Stillen feiern mussten. An den Camps der verschiedenen Unis bildeten sich Grüppchen und es wurde viel umhergegangen und sich ausgetauscht. Ein Flunkyballspiel endete damit, dass ein Spieler unterm Sonnenschirm verschwand, die Wikingerschachspiele wurden eindeutig entschieden, die Oldenburger wurden beinahe des Platzes verwiesen und die Polizei durchsuchte ein anderes Camp nach illegalem Alkohol. Dennoch fanden die meisten von uns einen schönen Ausklang für die Regatta am Steg des Sees, wo wir leise Musik hören durften, Bier tranken und nicht mehr unter der strengen Aufsicht der Security standen. Bloß einmal schauten sie bei uns vorbei, wie wir mit Schrecken festgestellt hatten. „Könnt ihr noch alle laufen?“, hatte Jens verschwörerisch in die Runde gefragt. Zum Glück mussten wir das nicht mehr drauf ankommen lassen, denn die Security war nur gekommen, um zu fragen, ob wir in Ordnung seien und niemand ertrunken ist.     

 

Der letzte Morgen kam und unser Zeltlager wurde gemeinschaftlich fix abgebaut und in dem Pferdeanhänger und Transport eingeladen. Zurück in Braunschweig wurde alles zurück an seinen Platz geräumt, die letzten Brötchen hungrig verschlungen und das Probekanu Haidi zerstört.

 

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Feierlich und mit haiteren Erinnerungen verabschieden wir uns an dieser Stelle!